Rückrundenstart der Gewalt?

Wie an neuer Stelle vermerkt, widmet sich in der Süddeutschen Buchautor Ronny Blaschke (“Im Schatten des Spiels”) zum Bundesligarückrundenstart der Gewalt im deutschen Fussball bzw. auf den Rängen desselben bzw. vor dessen Stadiontoren, Mannschaftsbussen, Vereinsheimen. Blaschke fragt, wo es hinführen soll, wenn organisierte Fans aus der Kurve mit Gewaltdrohungen Trainer oder Vorstandsvorsitzende wegschreien können. Und er kommt zu keinem guten Fazit: “Wohin Ultras abdriften können, zeigt sich in Italien.”

DSC01781Im aktuellen “Stern“, den ich mir aus diesem Anlass zum ersten Mal in meinem Leben gekauft habe, schreiben zwei ehemalige RUND-Seelen zum selben Thema, mit einer etwas anderen, sagen wir mal Fan-naheren Optik und unter Einbezug entsprechender Gesprächspartner. Interessant am Artikel, der gemessen am Zielpublikum recht breitfächrig und differenziert daher kommt, sind v.a. die sich in dieser Diskussion nie auflösenden Widersprüche. Während etwa von Polizeiseite von “Lebensgefahr für Familien beim Stadionbesuch” gesprochen wird, während in den Stadien selber immer seltener etwas passiert, verweisen Ultras gerne und sicher auch berechtigterweise auf Polizeitaktiken, die Gewalt eher schüren als verhindern. Was denn aber die Polizei damit zu tun haben soll, wenn Braunschweiger einen Zug mit Hamburgern und Hannoveranern angreifen, darauf erhält man keine Antwort. Und dieses Phänomen kennt keine Landesgrenzen, auch nicht gegen Süden hin.

Ein bisschen stossend, wie immer – und auch das kennen wir zur Genüge aus eigenen Zeitungen und Zeitschriften – die Bildwahl im “Stern”: ein wahlloses Durcheinander von pöbelnden Cottbussern, vermummten Rostockern und zündenden Leverkusern. Die Gewalt hat halt viele Gesichter, gell.

Nachtrag zu phootballs Schneeball-Kommentar: Das hab ich auch gesehen gestern. Der Beamte in seiner Überwachungs-Loge, der sagt: Und wenn wir die kriegen, dann gibt das Stadionverbot. Erinnere mich an einen ähnlichen Vorfall in St. Gallen vor einigen Jahren. Der “Blick” schrieb danach von “Hooligans, die Schneebälle aufs Feld geworfen haben”. Es wird immer schlimmer. Immer schlimmer wird es. Schnee als Waffe. Künftig wird es in der Stadionordnung auch heissen, es sei verboten, Schnee mitzuführen. Oder das Schneien wird grundsätzlich unter Strafe gestellt.

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2 Responses to Rückrundenstart der Gewalt?

  1. phootball says:

    Apropos Gewalt: Bei Greuter Fürth – 1. FC Kaiserslautern waren Schneebälle aus dem Gästesektor beinahe Grund für einen Spielabbruch….

  2. Pauletta says:

    Das Thema ist allgegenwärtig. Mittlerweilen machen schon der Stern und die Migros Zeitung Auflage mit diesem Thema. Und dass damit Wählerstimmen gewonnen werden können, haben diverse Politiker schon seit längerem erkannt. Spornt das Gewaltbereite nicht erst recht an?

    Das Interview in der Migros Zeitung mit Maurice Illi, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern, ist trotzdem lesenswert:

    http://www.migrosmagazin.ch/index.cfm?id=36435

    Mit besten Grüssen, Pauletta

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