Jack Whites Einfluss auf den Fussball ist grösser, als Sie denken. Aber von vorne. Es gab in Deutschland einen Fussballer, Horst Nussbaum sein Name. Er kam weit, bis nach Holland zum PSV und nach Berlin zu TeBe, aber nicht weit genug. Und so sagte sich Horst Nussbaum: Showbizz ist Showbizz, ab nun wird gesungen. Aber von einem Horst 
Nussbaum kauft keiner eine Platte, also hiess Horst von nun an Jack. Jack White.
“Michael” hiess eines von Jack Whites Liedern, einfach: Michael. Schön ist es nicht, und das merkte bald auch Jack White himself, und so begann er, statt zu singen, zu produzieren. Und war 1974 verantwortlich für den ersten WM-Song, den eine deutsche Fussball-Nationalelf einspielte: “Fussball ist unser Leben”. Schön ist auch der nicht, doch begründete er eine Tradition, die nach vielen Udo Jürgens’, Peter Alexanders, Michael Schanzes und nochmals Udo Jürgens erst 1994 mit den Village People endete. Endete, um wiederbelebt zu werden: “Fussball ist unser Leben” als Remix zur WM 2006. Sie möchten ihn nicht hören, diesen Remix, liebe Leserinnen und Leser, mit Sicherheit nicht.
Jack White also. Jack White? Der andere. Er war neulich in Zürich, hörte sich im besten 2nd-Hand-Laden ein paar Platten an. Jack White weiss vermutlich nicht, wie vorbelastet sein Name ist, wenn wir von Fussball reden. Er freut sich bloss, wie er sagt, dass sein Lied überall gesungen wird. Das heisst: wurde. Heute singen es nur noch die, deren Schamgrenze selbst “You’ll never walk alone” zulässt. Zur Euro 2008 lief “Seven Nation Army” zu Hochform auf, alle wollten es singen, und alle sangen es, vor allem und am lautesten auch diese wunderbar friedlichen, lässigen Oranje-Fans, die Bern zeigten, wie gehaltvoll ein Fanmarsch sein kann. Dass sie Jack Whites Hymne dazu verwendeten, Luca Toni aus tausenden von Kehlen einen Schwulen zu rufen und sich ab dieser ihrer Art der Stadionhomophobie köstlich amüsierten, ging in Bern damals leider unter. Zu blendend war das orange Meer.
Jack White und Jack White und der Fussball: ein einziges grosses Missverständnis. Wer weiss, wäre der Nussbaum ein Nussbaum geblieben, dann wäre aus der Salvation Army vielleicht auch nie eine Seven Nation Army geworden, und dem Fussball wäre viel Trauriges erspart geblieben.
