Anspruch an den Zug

Jeannine Pilloud, Chefin Personenverkehr der SBB, sagte heute abend in der Rundschau auf SF 1, ein grosses Problem der Bundesbahnen bestehe darin, dass die Kunden immer anspruchsvoller würden. Ich weiss nicht, ob das stimmt.

Ich fahre viel und gerne Zug, seit Jahr und Tag, in der Schweiz und anderswo, für Fussball- und andere Reisen. Für die Fahrten ins Ausland habe ich immer reise- und kontaktfreudig den Gang ins SBB-Reisebüro am Hauptbahnhof angetreten, um mir von den zuvorkommenden und beeindruckend kompetenten SBB-Angestellten die vorteilhafteste Strecke heraussuchen und das passendste Billett ausstellen zu lassen. Irgendwann kostete das 5 Franken Gebühren. Ich nahm es hin.

Vor wenigen Wochen buchte ich am Schalter eine Hin- und Rückfahrt nach Italien für eine vierköpfige Familie. Ich hatte es online versucht, aber es wurde bald zu kompliziert: diverse Reservationen für diverse Streckenabschnitte, aber zum Teil ohne Billett, weil Kinder unter 6 Jahren – für solche Fälle geht man doch besser zu den zuvorkommenden und kompetenten Leuten am Schalter. Innert 10 Minuten war gebucht, was ich unter Vorweisung des eigens ausgedruckten Fahrplans verlangt hatte. Es kostete 543 Franken. Plus zweimal 10 Franken Bearbeitungsgebühr pro erwachsene Person.

Früher musste ich den SBB keine Strafe zahlen, wenn ich bei ihnen etwas kaufen wollte. Heute schon. Das hat sich geändert. Mein Anspruch wäre im Grunde heute noch derselbe. Nur wird man, wenn man zahlen muss, damit man kaufen kann, vielleicht doch etwas fordernder, mit der Zeit. Da hat Jeannine Pilloud wahrscheinlich recht.

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One Response to Anspruch an den Zug

  1. benibunny says:

    Wenns dann nur die sichtbaren Gebühren wären… Warum das Ticket von Firenze nach Pisa bei der SBB für CHF 20.- zu haben ist, während es einem der FS-Automat für € 5 verkauft, kann wohl nicht mal Frau Pilloud sagen.

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