Mannsweiber? Playboy-Bunnies? Oder keins von beidem?

Es ist einiges zu lesen und zu sehen zum Frauenfussball in diesen Vor-WM-Tagen, speziell zum Deutschen Frauenfussball. Pedro Lenz fragt sich in der aktuellen WOZ, woher das kommt, dass sich keiner wirklich interessiert für das, was die Frauen auf dem Feld tun. Dass die Schweiz weibliche Sportikonen kennt, aus allen erdenklichen Sportarten, der Fussball aber wohl nie dazugehören wird. Lenz, der sich dazu bekennt, nur drei Fussballerinnennamen aufsagen zu können, fragt sich schliesslich, ob der mit dem Playboy-Auftritt deutscher Spielerinnen eingesetzte Imagewandel des Frauenfussballs tatsächlich das ist, was sich die Fussballerinnen gewünscht haben.

Michèle Binswanger sieht das heute im Newsnetz des Tages-Anzeigers nicht so eng. In erfrischender Fussball-Anlehnung titelt sie, die Playboy-Spielerinnen in ihren nassen Shirts hätten sich mit der Aktion “nicht ins erotische Abseits gedribbelt”. Sie nimmt damit Bezug auf einen Essay von Iris Radisch in der “Zeit”, die das ein bisschen anders sieht. Binswanger glaubt, die durch Auftritte wie jenen im Playboy erhöhte Aufmerksamkeit werde letztlich dem Frauenfussball insgesamt helfen – die Frauen müssten bloss noch clever genug sein, vom “Geldfluss zu profitieren”. Sorgen macht sie sich aber, abschliessend wieder mit einem erfrischenden Fussballbezug, keine, denn: “Wer im Spiel harte Zweikämpfe nicht scheut, der wird auch neben dem Platz dazu fähig sein.” Einer der bis jetzt 7 Kommentare zu Binswangers Text: “Stell dir vor, es ist WM und feministische Journalistinnen publizieren um die Wette.”

Dass die Dinge ein bisschen komplizierter liegen, wenn man sich ein wenig die Zeit nimmt, sich auch mit ihnen zu befassen, weiss, wer die Titelgeschichte der WM-Ausgabe des “ballesterer” gelesen hat. Rosige Aussichten nach einem Aufguss des Sommermärchens tönen anders, Illusionen macht sich, wer im Deutschen Frauenfussball engagiert ist, kaum. Barbie-Puppen und Frauen-Paninis hin oder her.

Und das Image? Der zahlreich zitierte Abschied vom Emanzensport, der neue, offene Umgang mit den eigenen Reizen, ganz ungezwungen und absolut selbstbestimmt? Gibt es nur ein Entweder-Oder, geht es nur brachial? Noch in den 90er Jahren löste der FC Wettswil-Bonstetten seine Frauenabteilung auf, weil er seine Mädchen nicht mehr mit gutem Gewissen unter die Dusche schicken konnte. Offizieller Wortlaut: “Der Verein wird ausgenützt für das Ausleben von abnormen Veranlagungen (lesbisch).” Der Ziischtigs-Club, der in der Folge der Affäre abgehalten wurde, ist leider online nicht verfügbar, aber noch in guter Erinnerung. Die anwesende Spielerin hatte einen eher schweren Stand. Und heute? Sind wir weiter, wenn es jetzt heisst: “Im Playboy schiessen die Fussballerinnen scharf” (Welt online)?

Die beste erhältliche Antwort auf all die Fragen sind im “Zeit”-Magazin zu finden. Autorin Heike Faller schreibt sich genau zwischen die immer gleichen eindeutigen Zuschreibungen. Faller spricht aus Erfahrung, und die Erfahrung hat sie offenbar gelehrt. Aber lesen Sie selbst, wenn Sie möchten.

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