1000 Franken – ich schäme mich

Jährlich fliessen 2,24 Milliarden Franken Subventionen in die Schweizer Kultur. Selbst Künstlermillionäre profitieren. Die Kreativität, um an staatliche Geldtöpfe zu kommen, ist beachtlich.

Jetzt ist es raus. Die Zeitschrift “Weltwoche” hat herausgefunden, dass Schweizer Kulturschaffende Steuergelder in Form von Subventionen erhalten. Rist, Hirschhorn, Nadj-Abonji: Sie alle kassieren. Schamlos. Und stehen nun am Pranger. Mit Bild. Auf dem Titelblatt der Zeitschrift “Weltwoche”. Noch ohne Fadenkreuz. Doch die Angst geht um. Wer wird als nächster Schmarotzer entlarvt? Wo holen sie die nächste Parasitin aus ihrem Versteck? Ich halte die Unsicherheit nicht länger aus. Und sage deshalb hier und heute: Auch ich habe erhalten. Reichlich. 1000 Franken, eine Eins mit drei Nullen, tausend Franken haben sie mir gegeben, die Gutmenschen vom Präsidialdepartement der Stadt Zürich. Und wofür? Für niederes Gewurstel, für ein schäbig gemachtes, inhaltsleeres und ja, das natürlich auch, linksalternatives Fanzine (wer das Wort nur schon liest riecht nach Hanf) über Fussball. Tausend Franken aus dem Sack von Herr und Frau Zürcher, im Jahre 2004! Tausend Franken, mit denen zwei Sozialdetektive einen Tag an die Arbeit hätten geschickt werden können – und vielleicht Schlimmeres verhindert, Wüstes aufgedeckt hätten: Scheininvalide, Scheinarbeitslose, Scheinjournalisten! Aber nein: tausend Franken für eine Schmiererei namens “Knapp daneben”. Ich sterbe vor Scham.

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6 Responses to 1000 Franken – ich schäme mich

  1. Kummerbube says:

    Gutmenschen? Also bitte !

  2. admin says:

    Da hätte ich jetzt fast eine Hose von Thomas Helveg darauf gewettet, dass das kommt!

  3. Kummerbube says:

    Hehe, und die hättest Du auch verloren, wenn sie denn von Vieri gewesen wär…

  4. Pauletta says:

    Alt Stapi Ledergerber in der gestrigen NZZ am Sonntag zum Thema GC und FCZ wollen mehr Unterstützung: “Zürich will … Kultur auf hohem Niveau. Das lässt sich nur mit Subventionen fianzieren, die auch von Abstimmungen legitimiert sind.”

    Lieber admin, du brauchst dich also nicht zu schämen, deine 1000 Fränkli sind wohlverdient und demokratisch legitimiert. Dein Beitrag zum Zürcher Kulturleben bereitet zumindest mir genau soviel Freude wie Schauspielhaus, Opernhaus und Tonhalle (welche ich im Zitat oben einfach mal ausgelassen habe :-))

    Gruess, Pauletta

  5. capitão says:

    Skandalös ist vor allem die ungerechte Verteilpraxis der Kantone. So kriegen Thurgauer Fanzine-Künstler keinen müden Heller, während die Zürcher offenbar im Geld schwimmen. 🙁

  6. admin says:

    Ja, Capitain, und weil wir gar nicht mehr wissen wohin mit all dem Zaster, bestellen wir uns auf der halben Welt unnötige Dinge zusammen, so z.B.: den Katalog des Fussball-Fanzine Archivs der Deutschen Arbeiterjugend e. V. in Oer-Erkenschwick. Und siehe da: Was lesen wir unter der allerletzten Nummer im Katalog, wem gehört der allerletzte Eintrag? Genau: der Whiskykurve mit ihrem Grenzstadtkurier und der Hafenschlampe. Das ist doch auch was, oder?

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