Mein Züribasel

18uhr10. Ich hole unsre Tochter aus der Krippe ab. In den Strassen des Sihlfelds erste Fangrüppchen. Zwölfjährige Jungs in Südkurvenkluft. Eine Studentinnengruppe im Fanshoplook. Spürbare Vorfreude. 

1990. Erste Fahrt nach Basel. Mein Freund und ich haben schauen uns das Spiel mit seinem Basler Vater an. Natürlich provozieren wir leichtsinnigen Jugendlichen ihn gerne. Mitte der zweiten Halbzeit weitet sich unser Streit aus auf den halben Block („Stön’doch üübärä zu eune Schiisziircher“). Das 3:3 kurz vor Schluss durch Basels Uwe Dittis rettet unsere Haut.

19uhr30. Nur noch schnell den Sohn ins Bett und dann ab. FCZ-Songs steigern seine Weinkrämpfe, beim einzigen Basellied, das ich kenne, döst er friedlich ein. Ein gutes Omen? 

1994. Im Joggeli mit 42‘000 weiteren Zuschauern. In der Halbzeitpause besucht eine Basler Fangruppierung in orangen Bomberjacken die Zürcher Ecke und es kommt zu einer Rauferei. Sektorentrennung, damals noch ein Fremdwort. Haris Skoros 1:1 verhindert vorerst Basels Aufstieg in die NLA.

19uhr46. Auch die 37jährigen Familienväter ziehen nun zum Stadion. Schnell noch einen Kebab und zwei Bier am Lochergut. Ich hoffe auf ein überlanges Spiel bis zum 18. Penalty. Träumer. 

1998. Heimspiel im Letzigrund. Vor dem Spiel prügeln FCB-eigene Security-Kräfte die Basler Fans der Osttribüne entlang in Richtung Auswärtssektor. Die Clubordner haben verdächtige Ähnlichkeiten mit den Typen in den orangen Jacken. Shorunmu, Huber und Bartlett gewinnen gegen Potocianu, Ceccaroni und Rychkov mit 2:1.

20uhr07. Schon drin. Sie haben was gelernt im neuen Letzi und endlich zusätzliche Eingänge geöffnet. Laute Antibasel-Gesänge vor dem Spiel und schöne Pyroshow der Basler.  

2004. Humor im St. Jakob. Auf den Rängen duellieren sich zwei Fangruppen mit ausgefeilten Ideen. Die Südkurve verlegt den ersten Teil der Choreografie kurzerhand ausserhalb des Stadions an ein Brückengeländer. Die Muttenzerkurve ihrerseits entrollt über dem FCZ-Block ein Transparent mit der Aufschrift „Fusion, da laufts“. Was sich liebt, das neckt sich.

21uhr40. Scheissspiel. Scheisspenalty. Passt. Einsamer Höhepunkt ist das neue Lied der Südkurve. Eine Adaption des Friedenslieds Hevenu Shalom Alechem. Passt eher nicht. Ausserdem scheint mir der Text ‚Mir gäbet alles für dä FCZ‘ nicht ganz astreines Züridütsch.

2007. Bomber im Hardturm. Bei Spielende besucht die Crème de la crème der Basler Ehemaligen-Hooliganszene (ja, die in den vormals orangen Jacken) den Eingang der FCZ-Fankurve und haut auf alles ein, was sich bewegt. Stadionsicherheit und Polizei haben vom Aufmarsch wieder einmal nichts mitbekommen.

22uhr15. Es knallt an der Schlachthofecke. Wie seit jeher. Wir ziehen uns auf ein Mineralwasser ins Lokal zurück, Bier gibt‘s erst ab Mitternacht. Selten so entnervtes Servierpersonal gesehen. Später dann noch Steinbocksalsiz aus Brigels und Zürcher Pils in einer netten Bar. Diskussionen mit Zlaty und Theo über Uniformität und Radikalität der Kurve, über Stromlinienförmigkeit und Totalitarismus. So wird es schnell einmal spät.

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