Antifaschistischer “Blick”

Es ist zwar schon ein paar Tage her, und dass sich neben Abbiati in der Serie A noch ein paar andere prominente Duce-Jünger tummeln, ist bekannt. Der Kommentar des “Blick”-Sportchefs verdient es aber, das Thema noch einmal aufzugreifen. Dass sich das Blatt, in den 80ern auflagenstark u.a. durch Tamilen-Hetze, heute klar antifaschistisch positioniert, und dazu noch im Sportteil, ist nicht selbstverständlich. Dass der neue Sportchef von der “Weltwoche” kommt, die im Moment gerade damit beschäftigt ist, der NPD einen gutbürgerlichen Anstrich zu verpassen, ist geradezu irritierend. Hier Herrn De Gregorios Kommentar in vollem Wortlaut:

Wer nicht reden wollte, der musste kacken. So sehr, dass er regelrecht austrocknete, wenn die faschistische Polizei ihm Rizinusöl in den Rachen leerte. Das Öl wird natürlich gewonnen und dient als Abführmittel. In den Dreissigerjahren war es ein beliebtes Folterinstrument; viele Gegner von Mussolinis Regime haben sich wortwörtlich zu Tode geschissen.

Wer die Tortur vermied und ein erzwungenes Geständnis ablegte, landete im Straflager, was die Überlebenschance nur minim erhöhte. Oder er wurde nach einem Scheinprozess exekutiert, was ihm zumindest die Folter ersparte. Wir reden hier nicht von Kinderschändern und Massenmördern, sondern von Frauen und Männern, die das Pech hatten, im faschistischen Italien unbequeme Fragen gestellt zu haben.

Ruhe und Ordnung, das sei es, was er am Faschismus bewundere, sagt Milan-Goalie Christian Abbiati. Was er verwerfe, seien die faschistischen Rassengesetze, die Allianz mit Hitler und Mussolinis Kriege. Dummerweise kann man das eine nicht vom anderen trennen. Kann man Hitler als grossen Baumeister deutscher Autobahnen loben? Musste denn Mussolini grad Diktator werden, um pünktliche Züge zu garantieren? Bahnhofsvorstand hätte doch auch gereicht.

Den Preis, den Italien für Mussolinis Ruhe und Ordnung zahlte, ist allen bekannt, ausser Abbiati, offensichtlich. 
Muss er das als Profi denn wissen? Reicht es nicht, Tore zu verhindern? Reicht nicht, nein. Sein Glück: Es herrscht jetzt zwar wieder etwas mehr Chaos als zu Mus solinis Zeiten, dafür kann er sagen,was er will. Wäre es anders, es gäbe Rizinusöl statt Pausentee. Zumindest, bis er – um im Bild zu bleiben – die Scheisse rausgekackt hat, die er in seinem Hirn hat.

Die Gnade der späten Geburt mag es geben, nicht jene der Ignoranz. Auch nicht für Profi-Fussballer.

Und hier noch der Rest der Geschichte.

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