Der Topspielzuschlag – eine grandiose Idee

Sion_leer2Es hätten noch ein paar Platz gehabt im Tourbillon gestern. Gut, Rubin Kasan ist nicht Johnny Hallyday, aber das dürfte nicht der einzige Grund gewesen sein für die penible Leere: 200 Franken muss mindestens zahlen, wer sich die drei Heimspiele des FC Sion in der Europa League vor Ort anschauen möchte. Das sind pro Spiel 66.60 Franken für den schlechtesten Platz im Stadion. Gegen Gegner, deren vermeintliche Attraktivität vor allem in ihrer Geschichte liegt – bei Liverpool spielte einst Kevin Keegan, bei Bordeaux Alain Giresse. War das der Grund für den Topspielzuschlag?

Die Leute zu schröpfen, wenn grosse Namen kommen: Das hat im Fussball von heute System. In seiner aktuellen Ausgabe berichtet der ballesterer über die Unsitte am Beispiel Bundesliga. Ein anreisender Fan des BVB müsste am kommenden Mittwoch in Hoffenheim 55 Euro für den billigsten Platz hinblättern – schlappe 30 Euro mehr, als ein Augsburg-Fan zahlen muss. Nun rufen die Dortmunder zum Boykott der Sinsheimer Arena auf. Ob damit die Rechnung der Hoffenheimer aufgeht, wird sich zeigen.

Für das schamlose Ausweiden des Prinzips von Angebot und Nachfrage kann man als kapitalismusaffiner Mensch im Fall der Bundesliga noch ein gewisses Verständnis aufbringen: Es hat da ja auch tatsächlich einen Haufen Leute, die zum Fussball wollen. In der Schweiz aber wirken solche Turnübungen eher unbeholfen – und man muss sich als verantwortlicher Präsident am Tag nach dem Spiel von den Zeitungen eine “triste Ambiance” um die Ohren hauen lassen.

Am 10. Dezember übrigens – es wird dann recht kalt sein im Wallis – kommt zum letzten Gruppenspiel endlich das grosse Liverpool ins Tourbillon. Gut möglich, dass es bis dann für mindestens einen der beiden Vereine um nichts mehr geht. Dann darf man sich als Zuschauer immerhin für 66.60 Franken den Arsch abfrieren.

(Bild: Still von srf.ch)

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