Ausgenutzt und sinnfrei

Was macht Johan Djourou, wenn ihm sein ganzer Reichtum peinlich wird und er lieber für einen mittellosen Wirtschaftsflüchtling und Sozialschmarotzer gehalten werden will? Er setzt sich im Zug neben den Präsidenten der FDP Schaffhausen.

Ein Schwarzer ist arm. Mit dieser Gleichung geht der Präsident im Jahr 2014 in den sozialen Netzwerken hausieren (als “Privatperson” natürlich – politisch ist er jemand  vollkommen anderes). Wenn ein Schwarzer telefoniert – lange telefoniert -, und das erst noch im Zug (SBB-Billette teuer!) und erst noch mit einem guten Telefon, dann klingeln bei der FDP Schaffhausen die privaten Alarmglocken. “Warum komme ich mir ausgenutzt vor?”, schreibt der Präsident. Ja, warum? Weil er noch ein SonyEricsson 2megapixel hat und der Schwarze etwas von Apple? Will hier einer öffentlich etwas gegen das SonyEricsson 2megapixel sagen?

Schwer hat sie es, die FDP. Das jammert uns auch Markus Somm in einer leider nicht internettauglichen Ausführlichkeit vor: Helft mir! Alle sagen, ich sei Blocher, dabei bin ich doch nur rechtsfreisinnig! Somm hätte der neue Chefredaktor der NZZ werden sollen, wäre es nach dem NZZ-Verwaltungsrat gegangen. Die Redaktion steht woanders. Im heute beigelegten Jahresrückblick 2014 hat sie “vier Schweizer Persönlichkeiten” gebeten, auf ihr Jahr zurückzuschauen: Gabriel Vetter, Ruth Dreifuss, Lukas Bärfuss und Hazel Brugger. Deutlicher kann man sich nicht mehr positionieren. Und weiter weg vom Verwaltungsrat auch nicht. Dass dieser Spagat des FDP-Leibblattes nicht ohne schmerzhafte Zerrung zu schaffen ist, sieht auch, wer von politischer Anatomie nichts versteht.

Johan Djourou übrigens hat zu seinen besten Zeiten 3 Millionen Euro verdient – pro Saison. Als Schwarzer. Und die Telefonrechnung hat wahrscheinlich noch der Verein beglichen. Warum ist mir das vollkommen egal?

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