Fussball im Buch: „Mörderische Huren“

Bolano - Buba 001Der „Blick“ hat letzte Woche berichtet, mit welcher Gelassenheit Gilles Yapi seine schwere Verletzung aufgenommen hat: Woher nimmt Yapi diese Ruhe? «Sein Glaube hilft ihm jetzt wahnsinnig», sagt Trainer Urs Meier im “Blick“. Und „Blick“ weiss auch, wie Yapi zum Glauben gefunden hat – in einem Video auf der Homepage einer evangelischen Freikirche erzählt Yapi die Geschichte seiner Umkehr, weg von der Sünde und der Schwarzen Magie hin zu Gott .
Mir kam bei Yapis Beichte sofort das Buch „Mörderische Huren“ von Roberto Bolaño in den Sinn, das ich wenige Wochen zuvor gelesen hatte. „Buba“, eine von dreizehn Erzählungen, spielt in Barcelonas Fussball-Milieu. Buba ist ein neunzehnjähriger Profi-Fussballer aus Afrika, der die erste Saison in Spanien spielt und fast nichts über sich und sein bisheriges Leben erzählt. Dafür berichtet sein Mannschafts-Kollege Azevedo umso mehr, unter anderem von Bubas Blut-Ritual, das dem Team in der Krise den Sieg zurückbringen soll. Bolaños Stil ist spröd, aber von hypnotischer Kraft. Oder in den Worten des FAZ-Kritikers, „…..er verweigert Hinweise auf tiefe Beweggründe für die Handlungen seiner Protagonisten; und trotzdem wirken diese Helden in überraschender Weise komplex und plausibel….“

Niklaus Meienberg hätte am chilenischen Schriftsteller Roberto Bolaño grosse Freude gehabt. Denn Bolaño , der 2003 – zehn Jahre nach Meienbergs Tod – in Barcelona verstorben ist, löste in der Literatur ein, was Meienberg von ihr immer gefordert hatte: Bolaño schaut der Wirklichkeit zuerst aufs Maul, bevor er sie in der Literatur überhöht. Und das Dokumentarische ist dabei präzis recherchiert.
Genau diese Haltung hatte Meienberg 1983 bei manchen Kulturschaffenden in der Schweiz vermisst und mit seiner bissigen Kritik die „Realismus-Debatte“ in der WoZ lanciert.
Wem das jetzt etwas zu theoretisch vorkommt – hier eine weitere Episode aus „Buba“ in „Mörderische Huren“: Herrera, Bubas chilenischer Mannschaftskollege in Barcelona, berichtet wie er als erst neunzehnjähriger Neuling beim argentinischen Klub Gimnasia y Esgrima La Plata aus der sportlichen Krise gefunden hat. Den Tip hatte er von Cerrone , dem Veteran im Tor, bekommen: „Wenn du nichts Besseres zu tun hast, Junge, und die Probleme dich auffressen, versuchs mal mit Prostituierten.“

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