Wieder einmal: Samstag in Kreuzlingen

“In Kreuz-ling-eeeen, wenn Samstag ist”, singen Rafioli Pizzanta und seine Sängerknaben auf der bewegenden Kleinschallplatte “Kreuzfahrt der Herzen”. In Kreuzlingen, wenn Samstag ist, sollte man sich um 16 Uhr im Hafenareal “Klein Venedig” eingefunden haben, wenn man noch alle Tassen im Schrank hat. Also zum Beispiel nicht blöd genug ist,  Kreuzfahrt FCKsich an einem Zwei-Perron-Bahnhof wie Berlingen aufs falsche Perron zu stellen. Aber: “Wenn der Samstag dann kommt und die Reise sich lohnt – das ist FCK”, und die Reise lohnt sich eben auch mit Verspätung, denn “wo die Tribüne steht und die Seebrise weht – das ist FCK”.

Wir schaffen es haargenau auf die 38. Minute und hören den Speaker sagen: “In der 38. Minute geht der FC Gossau zwei zu eins in Führung.” In Erwartung sackdicker Luft begeben wir uns in die Whiskykurve. Stimmung: gelassen. Niemals ein Penalty sei es zwar gewesen, aber wer sonst keine Sorgen hat. In der Pause hören wir die aktuellsten Transferepisoden und Interna rund um Trainer Marc Hodel, der neben Oumar Kondé den FCK 1905 seit dieser Saison beglückt. Dann Wiederanpfiff. Und der FCK legt los: 2:2, 3:2, Jubel. In der Kurve greift einer in seinen Plastiksack. Und holt einen Fisch heraus. Einen ganzen, geräucherten. Ein Handgriff, weg ist der Kopf. Noch ein Handgriff, der FischbauchFCK_fisch ist offen. Innereien raus, Fischchen filetieren. Und dann schön unter den Seinen verteilen. Und wie weiland beim Heiland seiner wundersamen Brotvermehrung scheint der Sack nie leer zu werden. Ein Fisch nach dem andern findet an die Luft und dort begeisterte Abnehmer im Alter zwischen 4 und 43 Jahren.

Er habe, löst der barmherzige Verköstiger das Rätsel, geräucherten Fisch durch einen Mann aus Estland schätzen gelernt, mit dem er eine Reise zu einem Quali-Spiel zwischen Italien und Estland angetreten habe, um dann in Modena Fisch fressend durch die Kneipen zu ziehen, an jedem Ort einen schönen Berg Fischabfall zurücklassend. Ein Este – besagter steht übrigens zufrieden daneben – habe immer einen Notvorrat an geräuchertem Fisch dabei, und weil diese Tradition gerne weitergegeben wird, hat der Este heute dem Kreuzlinger einen Sack voll mitgebracht. “Werfen wir die Köpfe den Blauen nach?”, fragt ein Mädchen. “Was fällt dir ein!”, erwidert sein Vater. Nimmt einen Schluck, einen Fisch, und dann gleich noch einen Schluck. Oh wie durstig es macht, das salzige Tier!

Am Ende haben wir drei Punkte, Gossau überholt um am Boden eine rechte Sauerei. Die Hafenkatzen können sich freuen auf den besten Samstagabend ihres Lebens, sie werden die Whiskykurve aller Voraussicht nach blitz und blank fressen. Oumar Kondé kommt sich bedanken, wie alle andern auch, und dass er dazu seine Handschuhe auszieht, ist nicht sonderlich klug, aber das kann er nicht wissen, das merkt er erst in der Kabine, wenn er sich fragt, weshalb um Gottes Willen seine Hände plötzlich so ganz furchtbar nach Fisch riechen.

Gong, Feierabend. Bis bald, FCK. In der Bodenseearena nebenan beziehen Stress, Fankhauser und die restlichen paar Voices of Switzerfuckingland Stellung, doch bevor sie zu wüten beginnen, sind wir weg. “In Kreuz-ling-eeeen, wenn Samstag ist”.

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