20minuten-Meldung zu YB-Fan “von A-Z falsch”

Mit der Bitte um Veröffentlichung sendet uns Rechtsanwältin Manuela Schiller folgende Richtigstellung, die sie heute Freitag als Reaktion auf eine Meldung in 20minuten dem Chefredaktor des Gratisblattes zukommen liess:

Sehr geehrter Herr Boselli

In Ihrer heutigen Printausgabe von 20minuten ist ein kurzer Artikel zu einem Prozess gegen einen von mir vertretenen YB-Fan, welcher eindeutig falsche Tatsachen zum Sachverhalt in die Welt setzt.

Ihr Gerichtsberichterstatter, Herr Attila Szenogrady, war bereits bei der Gerichtsverhandlung vor 1. Instanz anwesend. Anwesend war er ebenfalls gestern an der Verhandlung vor Obergericht. Er kannte sowohl die Anklageschrift als auch das erstinstanzliche Urteil. Er hat die Plädoyers von Anklage und Verteidigung und die Urteilseröffnung mitgehört.

Im Artikel steht wörtlich: “Der YB-Hooligan hatte am 05. März 2011 nach dem Match GC – YB im Bahnhof Altstetten Dosen und Schottersteine auf Polizisten geschleudert, die einer ohnmächtig gewordenen Frau helfen wollten.” Dieser Satz ist von A-Z falsch. Meinem Mandanten wurde im Gegenteil gerade nicht vorgeworfen (weder in der Anklage noch von beiden Gerichtsinstanzen), selbst aktiv Gewalt angewendet zu haben. Es wurde sogar anerkannt, dass er zu denjenigen Fans und YB-Betreuern gehörte, die der Frau vor dem Polizeieinsatz geholfen haben. Vorgworfen wurde ihm lediglich, dass er in den wenigen Sekunden, die evt. dafür zur Verfügung gestanden hätten, nicht wenigstens versucht habe, sich zu entfernen.

In der heutigen NZZ und in der gestrigen online-Ausgabe der NZZ können Sie eine faire Schilderung der Gerichtsverhandlung nachlesen
(http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/stadt_region/25-jaehriger-entlastet–und-trotzdem-verurteilt-1.17210056)

Ich gehe zugunsten Ihres Gerichtsberichterstatters davon aus, dass nicht er für diese falsche Berichterstattung die Verantwortung trägt, sondern dass dies das Resultat einer fehlerhaften Kürzung seines Beitrages in der Redaktion ist. Dennoch ist es für mich bezeichnend und entspricht dem Zeitgeist. Die Gerichtsverhandlung hat ergeben, dass die Geschichte komplizierter ist und die Feindbilder nicht so klar bestätigt werden. Das ist dann keinen Artikel wert, bzw. nur eine Kurzmeldung. Diese darf dann auch noch falsch sein. Hauptsache die Stimmung gegen jugendliche Fussballfans wird wieder einmal  – wenn auch nur mit einer Kurzmeldung – bestätigt.

Ich bitte um Kenntnisnahme und verbleibe

mit freundlichen Grüssen
Manuela Schiller
Rechtsanwältin

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7 Responses to 20minuten-Meldung zu YB-Fan “von A-Z falsch”

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  2. Kummerbube says:

    Ist das nicht eine herrliche Zeit in der wir leben? Jeder Depp kann irgendeine Person diskreditieren (..der ist schwul, der wird immer wieder in der Mädchengarderobe gesichtet, der hat doch früher mal gekokst.. etc.) und der Angesprochene muss sich dann vor der Meute dafür rechtfertigen. Macht er es nicht, gilt er als schuldig. Erklärt er sich, sind es Ausreden. Will mir gar nicht ausdenken wohin das führen kann…

  3. anna says:

    Ist das nicht eine herrliche Zeit in der wir leben? Jemanden der Homosexualität zu “bezichtigen” gilt als Diskreditierung und wird locker-flockig auf eine Ebene mit illegalen Drogen und unsensiblem bis kriminellem Verhalten gestellt.

  4. Ben says:

    @anna: Da magst du anscheinend einen angeblich homophoben Beitrag gefunden zu haben. Doch sind nicht alle Falschbehauptungen in Bezug auf das Sexualverhalten eine Diskreditierung?

    In einer heterosexuellen Gesellschaft ist es diskreditierend als homosexuell zu gelten, aber auch umgekehrt!
    Es geht nicht darum, dass Homosexualität ein Verbrechen ist.
    Deswegen finde ich Kummerbudes Beitrag auch nicht schlimm.

  5. Kummerbube says:

    Ja liebe Anna, die Welt ist tatsächlich so böse. Schwul zu sein ist vieleicht im Kafi Schnaps oder anderen MöchtegernFreidenkerSchuppen kein Problem, aber am Sonntag Nachmittag auf dem Juchhof würd ich das nicht unbedingt erwähnen…

  6. admin says:

    Für mich ist ein Lokal, in dem Homosexualität als normal akzeptiert ist, nicht zwingend ein MöchtegernFreidenkerSchuppen, sondern einfach ok. Aber wir sind jetzt doch ziemlich vom Thema abgekommen.

  7. Kummerbube says:

    Das war wohl etwas falsch ausgedrückt, sorry. Was ich eigentlich damit sagen wollte ist, dass sich Werte und Glaubwürdigkeit in einer Gesellschaft manchmal von Ort zu Ort schon sehr unterscheiden. Erzählt man die Geschichte um den YB Fan zum Beispiel in einer Kurve, Fanlokal oder Forum, dann wird man viele verständnisvolle Menschen finden. Am Stammtisch der AUNS Züri-Nord (oder so..) wohl weniger. Nicht alle menschen in dieser unserigen Gesellschaft sind nun mal “selbstdenkend”. Sonst wäre ja Herr Ringier schon lange zum Mond geschossen…

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