Wiener Soul

“Hast gestern was verpasst (jazzclub lustenau).” War der ganze Gruss aus dem
Rheintal, dazu ein Stück Musik aus der Alpenrepublik, über die grösste Figur
des Austria-Fussballs.
Mein erster Gedanke dazu: Grenzlage hat auch Vorteile. Sport und Musik so
genial zu verbinden, das schaffen sie auf unserer Seite des Rheins einfach
nie. Aber nur wir draussen am Ostrand der Schweiz bekommen all das überhaupt
mit. Dann kam mir eine Geschichte von meinem Vater in den Sinn: Nach dem
Krieg tingelte die Austria aus Wien durchs Land und verzauberte in einem
Freundschaftspiel gegen ein Team aus Widnau die schwerfälligen und
unbeholfenen Kicker aus dem St.Galler Rheintal. Das Spiel fand auf dem alten
Sportplatz im Auwald statt, der bei  Hochwasser regelmässig mit Kies und
Sand überschwemmt wurde. Vater schwärmte wohl auch wegen dieses
unvergesslichen Moments für grosse Fussballer in Rot-Weiss-Rot, ganz
besonders hatten es ihm all jene gleich von der anderen Seite des Rheins
angetan, die es bis nach Innsbruck, Wien und weiter ins Ausland schafften.
Immer wieder fragte er mich: “Bruno Pezzey von der Eintracht Frankfurt!
Weisst du, wo der herkommt?” – “Aus Lauterach!” . “Stimmt. Dort gibt’s auch
einen grossen Güterbahnhof”. Das Vorarlberger Dorf Lauterach ist 12.4
Kilometer von Lustenau entfernt.
Dummerweise geht die Pointe dieses Eintrags nicht ganz auf: Der grosse
Fussballer, der im Jazzclub besungen wurde, spielte nach dem Krieg eben
gerade nicht bei der Austria, sondern beim Lokalrivalen Rapid. Sonst könnte
ich jetzt überall herumerzählen: “Mein Vater hat ihn noch mit eigenen Augen
spielen sehen, den grossen …., damals 1947 am Rheindamm”. Aber eigentlich
ist das von St.Margrethen an westwärts ja gar kein Problem. Wer interessiert
sich denn in der Schweiz schon für den Unterschied zwischen den Grünweissen
und den Veilchen aus Wien?

Und jetzt alle mal hinhören: Glernt

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