Stille Profiteure

Wer auch noch ganz froh sein kann um das Hildebrand-Blocher-Weltwoche-Theater, diese Pest-gegen-Cholera-Inszenierung zum Jahresauftakt, ist die NZZ. Dank dem Getöse um die SNB geht nämlich unter, was sich im Hause der Alten Dame gerade für ein unwürdiges Stück abspielt.

Da werden in den USA drei Angestellte der Bank Wegelin angeklagt, der Bank des NZZ-Präsidenten Konrad Hummler, weil Wegelin laut Anklageschrift im grossen Stil US-Kunden bei der Steuerhinterziehung geholfen hat: Zwischen 2005 und 2010, also im Zeitraum, als US-Kunden massenweise die UBS verlassen und eine neue, sichere Bank zum Verstecken ihrer Millionen suchen mussten, hat sich das von Wegelin verwaltete US-Vermögen von 240 Mio $ auf 1,2 Mrd verfünffacht. Hummler, von der NZZ netterweise immerhin dazu befragt, möchte gern festhalten, dass es sich hier um ganz normale Vorgänge gehandelt habe. Es sei eben die Zeit vor dem “Paradigmawechsel” gewesen. Damals seien die Banken noch nicht mitverantwortlich gewesen, “dass ihre Kunden die Steuerpflicht einhalten.” Man braucht nicht zwischen den Zeilen zu lesen, um hier Hummlers tiefe Trauer über diese Zeitenwende zu spüren.

Ganz hart wird es aber erst in der Kommentarspalte, die den Artikel begleitet und ganz offensichtlich dessen Inhalt abfedern soll. 26,8 cm ist er lang, der Kommentar mit dem herzigen Titel “Zielscheibe Wegelin”, davon handeln 19,7 cm von “Uncle Sam”, der mit seinem “Furcht-System” Wegelin-Mitarbeiter “peinigt”. Yeah! 7,1 cm, die bescheidene Länge des Schlussabschnitts, stehen dann immerhin noch für Journalismus zur Verfügung und werden eingeleitet mit “Allerdings ist auch festzuhalten, dass …”

Vielleicht stimmt es ja, was im Kommentar steht. Vielleicht entspricht er der tiefen Überzeugung des Verfassers. Nur: Wer soll das noch glauben? Pferdenarren, die als Journalisten über den eigenen, grössenwahnsinnigen Pferdevereinspräsidenten schreiben; Wirtschaftsredaktoren, die in Kommentarspalten den eigenen Chef aus der Schusslinie nehmen müssen; ein Chefredaktor, der Gerhard Blochers Bruder für den Ständerat empfiehlt – NZZ, alles Gute für die Zukunft!

 

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