Fedpol und KKJPD: Weniger ist mehr

Am Montag fand in Zürich eine Tagung zu Gewalt an Sportanlässen statt. Sie trug den schamlosen Titel “Tatort Stadion” und bediente sich damit – mit Sicherheit urheberrechtsverletzend – bei der gleichnamigen deutschen Wanderausstellung, die sich bereits seit Jahren differenziert und kritisch mit auffälligen Phänomenen rund um Fussballanlässe beschäftigt.

Es geht aber nicht um Namenklau und auch nicht um die bekannten Rezepte (“Die repressiven Instrumente mit aller Konsequenz gegen gewalttätige Zuschauer anwenden”). Es geht um eine Statistik zur Gewalt an Eishockey- und Fussballspielen, die die NZZ in ihrem heutigen Artikel zur Tagung veröffentlicht. Die Statistik soll vermutlich die Aussage Roger Schneebergers, Generalsekretär der KKJPD, stützen, wonach die Gewalt an Sportanlässen  “in den letzten zehn Jahren in der Schweiz zugenommen” habe. Betrachten wir die abgedruckten Zahlen, sie erfassen die Jahre 2007, 2008, 2009. Im Eishockey wurden 2007 59 “Ereignisse mit Gewalt” verzeichnet, dies bei 487 Veranstaltungen. Macht 0,12 Gewaltereignisse pro Spiel. 2008 waren es nur noch 43, 2009 41 Ereignisse, bei 741 bzw. 738 Veranstaltungen. Macht noch 0,06 Ereignisse pro Veranstaltung, also gerade noch halb so viel wie 2007.

Im Fussball haben die Ereignisse von 2007 bis 2008 von 62 auf 70 zugenommen, jedoch auch die Veranstaltungen, von 533 auf 588. 2009 waren es dann wieder weniger Ereignisse, 68 bei nun 623 Veranstaltungen. Die Entwicklung: 2007 waren es 0,12 Ereignisse pro Spiel, 2009 noch 0,11. Die Zahlen, die das Fedpol hier liefert, beweisen also eher das Gegenteil einer Zunahme (die Zahlen zu den Jahren 2000-2006 kenne ich nicht): Die Zahl effektiver Gewaltereignisse ist von 121 im Jahr 2007 auf 109 im Jahr 2009 gesunken. Im Verhältnis zu den Sportveranstaltungen nahm sie gar von 0,12 Ereignissen pro Spiel 2007 auf 0,08 im Jahr 2009 ab.

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One Response to Fedpol und KKJPD: Weniger ist mehr

  1. Capitão says:

    Besonders pikant, die Statistik ist der “Policy gegen Gewalt im Sport” entnommen, welches die KKJPD selbst unter folgendem Link veröffentlicht hat: http://www.kkjpd.ch/images/upload/091112%20Bericht%20Policy%20Gewalt%20im%20Sport%20d.pdf

    Man könnte daraus folgern, dass die Vertreter des KKJPD bewusst lügen, wenn sie behaupten, dass die Gewalt zugenommen habe.

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