Fanzufriedenheit

An der Maximilians-Universität in München wurde eine Analyse der Fanzufriedenheit im Profifussball durchgeführt. Die Idee dahinter ist, dass betriebswirtschaftliche Aspekte im Fussball wichtiger werden und damit auch die Fanzufriedenheit an Bedeutung gewinnt. Wenn nämlich keine Zufriedenheit, dann keine Zuschauer, dann keine Einnahmen und dann adieu Betriebswirtschaft. Die Autoren des Beitrags stellen ein Instrument vor, mit dem man die Fanzufriedenheit messen kann und wenden das entwickelte Instrument bei einem namhaften deutschen Bundesligisten an. Die Resultate sind sehr aufschlussreich: den grössten Einfluss auf die Fanzufriedenheit übt der Faktor STADION aus (Ausprägung 0.245). Anschliessend folgen weniger wichtige Einflüsse wie z.B. die Zufriedenheit mit der MANNSCHAFT (0.162) der FANBETREUUNG (0.143) oder der VEREINSFÜHRUNG (0.141). Noch unwichtiger (aber immer noch signifikant) sind das atmosphärische ERLEBNIS im Stadion und die INTERNETSEITE des Vereins. Einen negativen Einfluss auf die Fanzufriedenheit hat die BEGLEITENDE UNTERHALTUNG (-0.102). Die Autoren bezeichnen letzteres zwar als unplausibles Ergebnis; persönlich finde ich das aber sehr plausibel. Ich besuche aber auch nicht die Spiele eines namhaften Bundesligisten. Interessant sind auch die nicht signifikanten Einflussfaktoren. So hat z.B. die TRADITION und IDENTITÄT des Vereins einen positiven Einfluss auf die Fanzufriedenheit – leider könnte dieser Zusammenhang aber auch rein zufällig sein. Witzigerweise hat der Faktor SICHERHEIT im Stadion eine negative Ausprägung. In der Tendenz hiesse das: je mehr Pyro desto besser. Auch der Faktor ERREICHBARKEIT mit dem ÖV oder dem Auto haben einen negativen Einfluss auf die Fanzufriedenheit.

Ich ziehe aus dieser Studie zwei Folgerungen: a) der namhafte Verein, bei dem das Stadion der wichtigste Faktor ist und die Vereinsführung als fast genau so wichtig für die Fanzufriedenheit angesehen wird wie die Mannschaft, kann nur der FC Bayern sein. b) der Versuch, den Fussball in betriebswirtschaftliche Konzepte einzubinden, endet damit, dass alle Vereine so aussehen werden wie Hoffenheim. Da bin ich richtig froh, dass der Schweizer Fussball in absehbarer Zeit so oder so defizitär bleiben wird.

(Quelle: Analyse der Fanzufriedenheit im Profifussball – Entwicklung und Validierung eines Messinstruments. Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), Zeitschrift für Ausbildung und Hochschulkontakt, Heft 7, 38. Jahrgang, S. 334-339).

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